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Situation in der Pflege in Bayern besonders alarmierend

Aktuelles Pflege

Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass viele Missstände wie durch ein Brennglas ganz besonders in den Fokus der Öffentlichkeit kamen. Die Krise der Pflegeberufe und Fehlentwicklungen in der Pflegebranche sind bereits seit langen Jahren regelmäßig in der Diskussion. Ebenso regelmäßig werden die kritisierten Fragen und Probleme auch wieder vergessen und harren einer Lösung.

Von hinten zusehen: eine Pflegerin stützt einen alten Mann am Rollator.
Eine Pflegerin hilft einem alten Mann am Rollator. Foto: jovannig, Adobe Stock

Jeder Skandal in einem Pflegeheim führt erneut zu kurzfristiger Aufregung, aber es fehlt an konstanter Aufmerksamkeit. Zuletzt waren es unhaltbare Zustände in den Pflegeheimen eines privaten Betreibers in Schliersee und Augsburg, die für Empörung sorgten. Allerdings waren es auch hier Zufälle, die für eine Aufdeckung sorgten. Niemand möchte seinen Eltern oder Großeltern derart unwürdige Lebensbedingungen zumuten oder selbst irgendwann so behandelt werden- und dennoch geschieht es. Offenbar sorgt die mangelnde Attraktivität des Pflegeberufs dafür, dass vollkommen ungeeignetes Personal eingesetzt wird und zudem der Personalschlüssel nicht ausreicht.

Diese Umstände spiegeln sich auch in zwei erschreckenden Tatsachen: In Bayern sind Pflegekräfte überdurchschnittlich häufig krankgeschrieben. Während Arbeitnehmer im Jahr 2020 in Bayern im Durchschnitt 16,3 Tage pro Jahr krankgeschrieben sind ist es bei Pflegekräften 23,9 Tage, also fast 50% mehr. Diese Zahlen ermittelte die Barmer, die ebenfalls darlegte, dass in Bayern der Anteil von Covid-Erkrankungen an Krankschreibungen der Pflegekräfte mit 0,7% fast doppelt so hoch ist wie der deutsche Durchschnitt von 0,4%. Die Pflege ist also offenbar ein kräftezehrender Beruf, was die Attraktivität sicherlich senkt.

Auch die Zahlen des Nachwuchses im Pflegeberuf legen den Finger in die Wunde. Bernhard Krautz von der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) zeigt auf, dass eine Studie der VdPB ergebe, dass der Pflegenotstand akut sei. Bereits jetzt fehle es an Personal und der Blick in die Zukunft ist düster. Die Anzahl der Auszubildenden in Pflegeberufen wird nicht ausreichen, um den Kräftebedarf zu decken. Die wachsenden Aufgaben und eine hohe Zahl von Abgängen, etwa durch den Ruhestand, könnten mit der jetzigen Anzahl an nachrückenden Kräften nicht gedeckt werden. Ebenfalls zurückgehend sind die Schülerzahlen an der Berufsfachschule für Krankenpflege in Lichtenfels. Schulleiter Harald Engel ist sich der Situation bewusst, so sind etwa von 30 Plätzen für den neuen Jahrgang erst vier besetzt. Die Rahmenbedingungen sorgten bei vielen für Frust so Engel, der aber auch für den Pflegeberuf wirbt, da man dort durch die Arbeit mit den Menschen viel zurück bekomme.

Der SoVD fordert die Politik in Bayern nachdrücklich und eindringlich auf, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Das erfordert eine bessere Bezahlung, aber auch insgesamt eine Änderung der Bedingungen des Berufs. Nur so wird eine dauerhaft qualitativ hochwertige Pflege gewährleistet, die jetzt und in Zukunft dringend gebraucht wird. Ohne gute Arbeitsbedingungen wird es keine Verbesserung geben, gleichzeitig müssen die Kontrollen effektiver und schärfer durchgeführt werden, damit es gar nicht erst zu unhaltbaren Zuständen in Pflegeheimen kommt.